Grundprinzipien und Nebenwirkungen der Zell- und Gewebezucht
Zell- und Gewebezucht könnte häufig notwendig sein, damit Zellen den pathogenen Mechanismen der jeweiligen Erkrankungen wie der Degeneration, Immunität, Infektion oder Ähnlichem entkommen können. Sie können auch zu einer effektiveren Zellteilung, Migration oder Differenzierung des gewünschten Zelltyps führen, als es durch die reine Stimulation von in vivo Regenerationsprozessen möglich wäre. Das therapeutische Surrogat, das durch diese Technik entsteht, muss die jeweilige Funktion ersetzen können. Auch muss dabei die Zerstörung, die vermutlich das Ergebnis einer reinen Nachbildung wäre, verhindert werden. Die Zell- und Gewebezucht könnte daher einen bedingten oder standardmäßig selektiven Vorteil bringen. Die entsprechend veränderten Zellen müssen hierfür in großem Maßstab hergestellt werden können.
Eine Besonderheit des REBIRTH-Konzepts ist, dass wir zum einen neue Ansätze für „cell engineering“ (endogene Regeneration, Gen- und Zelltherapien) einführen und uns gleichzeitige das Ziel gesetzt haben, deren funktionale und genetische Tragweite ausführlich zu untersuchen, einschließlich der potenziellen Nebenwirkungen der Zellvermehrung und -reprogrammierung („regenerative Toxikologie“). Nebenwirkungen der regenerativen Produkte abschätzen und deren Auftreten verhindern zu können, wird eine der wichtigsten Herausforderungen für die Nachhaltigkeit der regenerativen Medizin sein. Daher sollten die Hoffnungen der Öffentlichkeit in Hinblick auf das therapeutische Potenzial nicht überhöht werden. Mit diesem dialektischen Ansatz im Hinterkopf, sind unserer Auffassung nach auch einige Bereiche der Tumorbiologie wie die Identifizierung von Genen, die die zelluläre Selbsterneuerung verstärken oder Mechanismen der genetischen Instabilität relevant für die regenerative Medizin. Wir sind der Überzeugung, dass diese Disziplin ein Zukunft hat: von „cell engineering“ bis hin zu dem komplexen Feld der Gewebezucht. Die Gewebezucht stellt dabei die logische Erweiterung der „cell engineering“ dar. Die de novo Erzeugung von dreidimensionalen Gewebestrukturen und hybriden Organen basierend auf natürlichen und nanostrukturierten Materialen wird die Wiederherstellung von verlorenem oder unwiderruflich beschädigtem Gewebe ermöglichen.